Das Baby & das (charmante) Biest - Rahmenbedingungen
Noch sind wir zu dritt: Karl (unser vier Jahre alter Australian Shepherd – Beagle Mix), mein Mann Toni und ich. Anfang Juli gesellt sich zu unserem oft tollpatschigen Trio ein kleiner junger Mann – unser 1. Sohn.
Und warum erzähle ich davon bei CaniTales?
Weil unsere Kinderplanung durch Karl stark beeinflusst wurde!
Deshalb vorab etwas zu Karl
Er sieht unglaublich goldig aus, ist zu Hause ein absolut verkuschelter und liebenswürdiger Hund. Also eigentlich ein Familientraumhund – denkt man erst einmal.
Aber mit Karl gibt es draußen ein paar Baustellen. Dazu zählen zum Beispiel; dass direkte Hundekontakte nicht „sein Ding“ sind, fremde Menschen findet er gruselig und das teilt er auch gerne lautstark mit. Jagen wäre laut seiner Meinung auch ein tolles Hobby.
Wegen diesen „special effects“ haben wir unter anderem gewartet mit dem Nachwuchs. Denn es war uns wichtig, dass ich mich in Zukunft mit Hund und Baby sicher fühle im Alltag.
Viel Zeit und tolles Training sind vergangen, so dass ich sagen kann, dass Karl und ich gut 90% der Situationen meistern können.
Das war uns enorm wichtig, bevor wir das Thema Nachwuchs intensiver angehen. Denn auch wenn es anfangs wahrscheinlich eine große Herausforderung sein wird, war es uns wichtig, dass wir Karl gut einschätzen und ihm Rahmenbedingungen bieten können, in denen er sich sicher und souverän weiterentwickeln kann – in all seinen Fähigkeiten und liebenswerten Macken.
Also erst einmal alle Rahmenbedingungen geschaffen für Nachwuchs oder?
Vorab sollte man noch schauen, welche weiteren Rahmenbedingungen es zusätzlich für ein weiteres kleines Wesen im eigenen Haushalt braucht:
Das Auto
Für uns war ein passendes Auto notwendig in dem zugleich Karl transportiert werden kann. aber auch ein Kinderwagen passt. Wir tauschten also den Kleinwagen gegen einen geräumigen Kombi mit passender Hundebox, damit auch alle sicher unterwegs sind.
Der Schlafplatz
Wo soll der Hund schlafen wenn das Baby erstmal da ist?
Im Februar 2019 gab es ein tolles Seminar von Lina und der Trainerkollegin Stefanie Baumer von der Hundeschule Rudelherzen aus Hannover. Dabei wurden wir nochmal darauf aufmerksam gemacht, dass es sinnvoll wäre, die neuen Grenzen oder Regeln bereits vor der Schwangerschaft zu integrieren, beziehungsweise so früh wie möglich.
Zunächst musste dieser kuschelige, nähebedürftige Hund leider aus dem Bett ausziehen, auch wenn uns das allen sehr schwergefallen ist!
Aber wieso soll Karl aus dem Bett ausziehen, wenn es uns allen schwerfällt und zwar jetzt schon?
Karl wiegt ungefähr 19kg. Grundsätzlich ein tolles Gewicht zum kuscheln und es tut auch nicht weh wenn er meint den Bauch als Kissen zu nutzen. Aber wenn man dann ein kleines Wunder in sich trägt, möchte man alles machen, um es zu beschützen. Es gab für uns also mehrere Gründe, den Hund aus dem Bett zu verbannen:
Karl könnte sich nachts anders drehen und so ungewollt auf das Baby treten oder sich mit seinem Gewicht auf das Kind legen. Zum Anderen wissen wir nicht, wie lange der kleine Mann bei uns schlafen mag und wollen vermeiden, dass er irgendwann anfängt Karl im Bett an den Ohren zu ziehen oder Hundeaugen zu pieksen, während wir im Traumland sind. Somit hat Karl in seinem Bettchen ganz nah bei uns seinen sicheren und ruhigen Schlafplatz und der Kleine ebenfalls in unserem Bett.
Also gab es für das Luxusexemplar von Hund erst einmal ein neues Hundekörbchen mit extra vielen gemütlichen Kissen, um Karl den Auszug aus dem Familienbett leichter zu machen und unser schlechtes Gewissen zu besänftigen.
Die ersten drei bis vier Nächte hat er es auch immer wieder versucht sich zu uns zu kuscheln. Da lag es dann aber an uns konsequent zu bleiben und ihn wieder in sein Bettchen zu schicken. Zum Glück hat er das schnell akzeptiert. Als Kompromiss haben wir uns als Familie entschieden, dass Karl auf Kommando am Wochenende, wenn wir wach sind, ins Bett darf zum kuscheln. Denn auch das wird mit Baby gehen und was ist gemütlicher als am Sonntagmorgen gemeinsam den Tag kuschelnd im Bett zu starten?
Auch die Sofalandschaft musste neu ausgehandelt werden. Früher durfte Karl zu jeder Zeit auf die ganze Couch. Das wird so aber nicht mehr funktionieren, wenn da das Baby drauf liegt.
Also gibt es jetzt eine feste Seite auf dem Sofa, die dem Hund „gehört“. Dort darf er wann immer er mag drauf und wir können weiterhin kuscheln.
Tabu-Zimmer
Und was ist mit dem Kinderzimmer als Sperrgebiet für den Hund? Da haben wir auch drüber nachgedacht. Für uns und unser Sensibelchen Karl zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht die optimale Lösung, darum haben wir uns für einen Mittelweg entschieden: Karl wird weiterhin mit in das Kinderzimmer dürfen, jedoch nicht mehr sowie früher. Er darf auf Kommando rein kommen, denn er soll dabei sein dürfen, wenn es für alle passend und entspannt ist. Dabei soll er sich aber ruhig verhalten und z.B. auf einem, ihm zugewiesenen Platz liegen bleiben.
Also wird diese „Grenze“ fleißig trainiert, damit es in Zukunft ohne Türgitter funktioniert.
Der Besuch
Dadurch das Karl fremde Leute nicht so toll findet, ist Besuch ein großes Thema. Wenn das Baby da ist, werden ja ständig Leute vorbei schauen. Egal ob es die Hebamme ist oder Menschen, die unser kleines Wunder bestaunen wollen. In den letzten Jahren haben wir versucht, dass wir so wenig Besuch wie möglich in den eigenen vier Wänden erhalten, weil es für uns alle unglaublichen Stress bedeutet hat.
Deshalb war der erste Schritt eine Einzelstunde mit Lina, um das Thema mit Struktur und weniger Angst anzugehen. Dieses Training hat uns nochmal ermutigt, dass Besuch recht entspannt für alle funktionieren kann und zwar auch ohne Maulkorb, Leine oder den Hund in einen anderen Raum sperren zu müssen. Das war mir enorm wichtig, denn ich möchte es alleine händeln können – ohne Trainerin oder Ehemann.
Wunderbar war und ist es, dass sich viele Mitglieder der CaniTales-Gruppe bereit erklärt haben unsere „Probe-Besucher“ zu sein, um regelmäßig üben zu können.
All das ist gelaufen bevor es aktiv an die Kinderplanung ging und war uns enorm wichtig. Denn Karl ist kein leichtes Exemplar – aber genau der Richtige für uns und er soll auch bei uns bleiben können, wenn der kleine Zwergi da ist.
Bei nächsten Mal berichte ich euch wie Karl sich verändert hat durch die Schwangerschaft….
Autorin: Jessica Philipp