Das Baby & das (charmante) Biest - Die Schwangerschaft
Oft hört man von Hundebesitzerinnen, dass der Hund vor einem selbst gespürt hat, dass man schwanger ist. Hier kann ich bei unserem kleinen Sensibelchen sagen: „Nein“. Karl hat sich in seinem Wesen gottseidank nicht wesentlich verändert.
Was uns im Laufe der Zeit aufgefallen ist: Er wäre mir in der Wohnung wie ein Schatten gefolgt, wenn er gedurft hätte. Am liebsten würde er 24/7 mit mir in einem Raum sein und reagiert oft auf jede meiner Bewegungen.
Jedoch bleibt er, dank Training, auch verlässlich auf seinem Platz und kommt sehr gut zur
Ruhe, wenn mir seine treue Begleitung zu viel wird.
Aber Interesse am ständigen Dauerkuscheln oder an dem Bauch hat er nicht.
Ich kam durch meine Tätigkeit als Sozialarbeiterin sehr früh in ein Beschäftigungsverbot. Seit November 2019 hatte ich dadurch viel Zeit um mit Karl zu üben. Auf dem Plan standen auf jeden Fall Leinenführigkeit und Besuchstraining.
Dem intensiven Besuchstraining kam leider Corona in die Quere. Das werden wir dann wohl wieder aktiver angehen müssen, wenn der kleine Mann da ist. Wichtig ist uns vor allem, dass ich Besuchssituationen alleine mit Hund und Baby organisiert bekomme.
Das bedeutet:
– Karl kann „entspannt“ auf seinem Platz liegen
– Bleibt
während der Besuch ankommt
– Der Besuch darf sich frei unserer
Wohnung bewegen
– Der Besuch darf sich dem Baby
nähern ohne dass Kontrolletti meint irgendetwas regeln zu müssen.
Für manche Menschen total einfach, für uns ein großes Thema, dem wir uns gerne stellen.
Leinenführigkeit konnten wir dafür sehr gut trainieren. Darunter zählt für uns nicht nur,
dass er stetig bei Fuß läuft, sondern auch, dass er an längerer Leine nicht zieht und sich an uns orientiert.
Unsere Erwartung an Karl ist, dass er in der Siedlung beispielsweise am Kinderwagen bei Fuß laufen kann, aber auch im Park an längerer Leine seinen Geschäften nachgeht, ohne mich durch die Gegend zu ziehen. Zudem war es uns auch wichtig, mit ihm zu trainieren, dass er
uns draußen vermehrt Aufmerksamkeit schenkt – von sich aus! Denn auch das wird notwendig sein, wenn man alleine mit Hund und Kind unterwegs ist. Also haben wir auf unseren Spaziergängen immer mal wieder kleine Übungen und Spiele eingebaut. Zudem sind wir auch das ein oder andere Mal mit einem leeren Kinderwagen losgezogen, damit wir in Ruhe und ohne vielleicht weinendes Baby üben können, dass Karl am Wagen an lockerer Leine läuft.
Die Corona Zeit hat für uns einiges an positiven Aspekten mitgebracht. Dadurch, dass mein Mann seit Mitte März Vollzeit im Homeoffice arbeitet, konnte und kann er mir an den Tagen an denen ich und der kleine Mann etwas mehr Ruhe benötigen würden, die Hunderunden abnehmen. Das empfinde ich tatsächlich als enorme Entlastung.
Für uns bedeutet das konkret, dass er morgens gegen 6/7 Uhr die erste Runde mit Karli geht, damit alles erledigt werden kann und kümmert sich dann ums Hundefrühstück und an meinen „Ruhetagen“ dreht er auch noch in der Mittagspause eine kleine Runde mit Karl und
nachmittags eine Große. Die letzte Abendrunde hat schon immer den beiden gemeinsam gehört. 😉
Gottseidank ist Karl für einen Aussie-Mix ein doch sehr genügsames Exemplar. Das heißt ihm reichen an manchen Tagen auch nur kleine Runden und Kuscheln.
Wenn es mir jedoch gut geht und ich Energie habe, drehen Karl und ich am späten Vormittag/ Mittag eine große Runde gemeinsam oder wir treffen uns zur Hunderunde.
Im ersten Teil hatte ich ja schon erwähnt, dass Karl kein Hund ist der jeden anderen Hund freudestrahlend begrüßt und spielen möchte. Das muss er auch nicht. Wir haben dank Lina eine Hunderunde für uns aufbauen können bei der Karl mit allen Hunden zurecht kommt und mit denen er auch mal spielt. Diese Kontakte reichen ihm grundsätzlich aus und er hat darauf basierend nochmal einiges an Souveränität im Umgang mit anderen Artgenossen gewonnen.
Zudem war es für mich in der Schwangerschaft auch eine Entlastung, dass ich nicht jeden Tag riesen Runden drehen musste oder für die psychische Auslastung sorgen, sondern es manchmal auch mit einer gemeinsamen Hunderunde getan ist in denen er spielen und zugleich auch an seiner Impulskontrolle arbeiten kann.
Trotz der schon im ersten Teil beschriebenen Baustellen von Karl, gibt es auch Dinge, die er in Perfektion beherrscht. Dazu zählt auf jeden Fall das Alleine blieben.
Das sollte sich auch durch die Schwangerschaft nicht ändern. Denn es wird bestimmt mal nötig sein, dass Karl trotz Elternzeit alleine zu Hause bleibt. Tja und dann kam wie bereits geschrieben das Beschäftigungsverbot, Corona und das Homeoffice von meinem Mann
dazwischen. Das heißt wir haben alle 24/7 aufeinander gehockt. Wir wollten auf keinen Fall, dass er seine Skills verlernt und haben schnell Pläne geschmiedet:
Die erste Idee war, Karl in einem Raum der Wohnung alleine zu lassen während wir uns im Rest aufhalten. Tjaaaa, das klappte semi gut. Für Karl war es ungewohnt, weil ihm sonst die komplette Wohnung zur Verfügung steht wenn er alleine ist.
Der zweite Plan war dann deutlich effektiver: Mein Mann und ich sind irgendwann alleine spazieren gegangen, was die einzige coronagenehme Handlung war, damit Karl das alleine bleiben nicht verlernt. Mit Erfolg!
Nicht nur als Menschen sollte man sich regelmäßig durchchecken lassen, sondern auch unseren Tieren sollten wird diese Aufmerksamkeit zu Gute kommen. Deshalb war uns wichtig, dass Karl gesundheitlich nochmal durchgecheckt wird. Für uns hieß das also nochmal Karls Schilddrüsenwerte zu überprüfen und bei Bedarf erneut einstellen zu lassen. Auch einen weiteren Besuch bei der Physiotherapie bekam er spendiert, damit sich körperliche Beschwerden nicht in Stress umwandeln.
Dies haben wir alles noch rechtzeitig vor der Geburt machen lassen, da auch solche Dinge wie Tierarzt und Physiotermine Stress für den Hund bedeuten können und den braucht Karl eindeutig nicht zusätzlich, wenn schon ein neues Familienmitglied einzieht. Auch wenn wir eine tolle Tierärtzin und Physiotherapeutin haben, die sehr auf Karl eingehen und die Behandlungen so entspannt wie möglich ablaufen lassen. An dieser Stelle große Werbung von Herzen für Tierärztin Nicole Wimmer und Physiotherapeutin Melanie Riemann.
Zusätzlich haben wir uns nochmal den Online Kurs zum Thema „Hibbelhunde“ von Lina angeschaut, um noch an paar weitere Anreize zu bekommen, wie wir noch mehr Ruhe in unseren Alltag zu Hause mit Karl zu bekommen.
Darauf basierend haben wir Karls Futterplan nochmal angepasst und optimiert, damit er alles bekommt was er benötigt. Denn wir wissen ja selbst, wie es ist, wenn man hungrig ist ;).
Im nächsten Teil erzähle ich ein wenig mehr darüber wie es dann ab Tag X bei uns zu Hause verlief.
Autorin: Jessica Philipp